Zu den Calanquen bei Cassis
Dienstag, 04.05.2010
Wir sind wieder unterwegs! Die - dieses Mal - sechs Tourenzwerge von Stamm Greifen sind in Südfrankreich, in Cassis.
Aber nicht so schnell: Heute morgen haben wir uns an unserem Heimatbahnhof unseres Vertrauens gegen viertel nach neun eingefunden, um mit der S 11 um pünktlich 9:29 Uhr zum Flughafen Köln-Bonn zu fahren. Der Flug verlief reibungslos - nur ein wenig turbulent wegen sich kreuzender Luftströmungen - und wir landeten gegen 15.00 Uhr in Marseille. Per Bus und Bahn und letztlich per Pedes trafen wir schließlich mitten in Cassis am Hafen ein. Unsere Wohnung liegt - mit Meer- und Hafenblick - direkt am Kai über der "Bar de Port".
Es ist stürmisch und kalt. Die ersten Eindrücke sind der gischtumspülte Leuchtturm am Hafen und die Pizzeria "L'Arène" in der Nähe des Quartiers.
Morgen sehen wir weiter.
Mittwoch, 05.05.2010
Was sehen wir? - Sonne ! ... Aber nur bis gegen neun Uhr, dann trübt es zunehmend ein. Wir machen uns auf den Weg durch die Calanques, eine kleine Einlauftour von drei Stunden soll es werden.
Wir erreichen trockenen Fußes die Calanque "Port de Miou". Bei trübem Wetter allerdings nicht ganz so überzeugend wie bei Sonnenschein.
Eine Calanque ist eine Art Fjord, nur viel kleiner. Wer die norwegischen Fjorde vor Augen hat: Das in Modellgröße 1:200 ist eine Calanque.
Auf dem Weg zur nächsten Calanque "de Port-Pin" beginnt es leicht zu nieseln. Der Weg führt uns über einen 144 m.ü.M hohen Hangrücken in Richtung "Vallon d'en Vau". Vom Hangrücken führt der Weg steil hinab und verlangt zwischendurch den Einsatz der Hände. Mittlerweile regnet es auch stärker und die Steine sind glatt geworden. Wir kommen trotzdem heil unten an und erreichen die Calanque d'en Vau. Nach kurzem Aufenthalt und dem Versuch, mehrere Seegurken zu retten, stellen wir fest, dass der in der Tourenbeschreibung angegebene Weg gesperrt ist. Dieters Kommentar dazu war nur, dass der Reiseführer ja auch noch DM-Preise erwähnt.
Zurück meiden wir den Aufstieg über den Steilhang, weil Dieters verstauchter Fuß, den er schon zur Tour mitgebracht hatte, eine solche Kletterei nicht unbedingt verträgt. Im mittlerweile vor sich hin meimelnden Landregen nehmen wir einen längeren, aber nicht so steilen Weg um den Bergzug von La Fontasse herum. Auf einem kleinen, jetzt steinigeren Pfad überqueren wir den Höhenzug beim Col de Gardiole. Der Weg durchzieht dort eine Hochebene mit niedrigen Büschen - in Italien nennt man das Macchi - darunter einem kleinblättrigen Gewächs, das aussieht wie Ilex und einer überwiegenden Vertretung von Rosmarinsträuchern, die immer wieder und trotz Regen und kühlen Temperaturen ihre würzigen Duftwolken über den Weg legen.
Als wir Cassis wieder erreichen, sind aus den drei Stunden sechs geworden, aus den neun Kilometern bestimmt auch das doppelte. Trotzdem sind wir uns darin einig, dass die Tour schön war.
Für morgen planen wir eine einfachere Tour. Sie ist mit vier Stunden ausgewiesen ....
Donnerstag, 06.05.2010
Die Nacht war kalt und der Morgen ist entsprechend frisch. Wir machen uns auf den Weg zum Bahnhof, weil wir die Wanderung in St. Cyr starten wollen. Dieter ist auf dem Anmarsch zum Bahnhof der Erste. Auf die Frage, was der im Tee hatte meinte Frank: "8.6 - das Kerosin für den Navigator"
Die Bahn in Frankreich ist mindestens so gut, wie die "Bundesbahn bei uns: Der Zug hat einfach mal dreißig Minuten Verspätung.
St. Cyr ist etwas unübersichtlich, so dass wir eine Zeit lang brauchen, um den Einstieg für den Wanderweg zu finden - aber wir finden ihn. Am Hafen von St. Cyr. Dort stapeln sie die Boote tatsächlich in Regalen. Das Wetter entwickelt sich im Verlauf der Wanderung prächtig. Die Sonne begleitet uns den ganzen Tag, die Wolken stören eigentlich nur bei manchen Fotos...
Natürlich brauchen wir länger. Allein die Fotos brauchen ja noch eine ganze Zeit. Aber es loht sich. Die rot-gelbe Farbe der Steilklippen wir durch die Sonne noch verstärkt. Im Kontrast zum tief blau-grünen Meer mit der weißen Gischt der Brandung bietet sich trotz immer noch starkem Wind ein wirklich atemberaubendes Bild über die ganze Wanderung. Kurz bevor wir das Ziel erreichen, sehen wir noch einen Viermast-Schoner, der leider schon wieder abfährt, bevor wir Bandol erreichen.
Der Zug zurück hat wieder Verspätung. Aber nur zehn Minuten. Gegen neun Uhr abends kehren wir in unser Quartier zurück, nach einer wirklich sehr schönen Wanderung.
Freitag, 07.05.2010
Heute ist Ruhetag. Es ist sonnig und kühl, wird über den Tag aber wärmer. Wir sehen uns den Ort an und stellen fest, dass die Burg ein exlusives Hotel ist, das keinen wildfremden Zugang erlaubt.
Sonnen am Strand, dabei beobachten wir eine Regatta mit einer stattlichen Teilnehmerzahl, die sich abends im Hafen von Cassis einfinden und dort eine Party veranstalten.
Ralf und Dieter sind nicht zu halten und mischen sich unter die exklusiven Gäste, von denen sie sich kaum trennen können.
Andere beschäftigten sich derweil mit einem zugeflogenen Baßtölpel.
Samstag, 08.05.2010
In der Nacht hat es geregnet. Es gelingt gerade noch, die Frühstücks-Baguettes zu holen, dann fängt der Regen wieder an. Es plästert Bindfäden aus Gewitterwolken. Erst gegen zwei Uhr nachmittags lässt es nach und wir verstreuen uns etwas in die Gegend. Ein Teil macht den Ort unsicher, der andere geht die "soixante plus"-Route Le petit Prince auf der anderen Seite der Calanque de Port Miou. Eine ganz einfache Tour ohne weitere Anforderungen, aber genau richtig für einen versauten Tag.
Den Tag beschließen wir mit Karten spielen und einem Feuerwerk ... Genau: Die Regatta-Teilnehmer. Gegen 23:00 Uhr gibt eine Hafenillumination.
Morgen versuchen wir's mal - früh aufstehen und nach Marseille fahren, zur nächsten Tour.
Sonntag, 09.05.2010
Ja, so kann's gehen! Es ist trüb am Morgen. Die Wolkendecke hängt irgendwo bei den Knien... der Berge und die angedachte Tour auf den Mont Puget bei Marseille wäre im Nebel verlaufen. Doch von der Universität in Marseille-Luminy geht noch ein anderer Weg aus, um das Cap Morgiu herum. Der Beginn ist sogar der selbe und wir gelangen in die Calanque de Sugiton. Nach kurzer Rast kommt Dieter und meint, dass der Weg nach Cassis gesperrt sei .. Oder vielleicht doch nicht, weil da Leute aufsteigen.
Nach kurzer, aber heftiger Diskussion nehmen wir den Weg dann auch. Wir versuchen den Übergang von Marseille nach Cassis. Immer der roten Markierung nach.
Der Weg führt uns an, über und unterhalb der Kalkklippen entlang. Der stetig starke Wind bläst uns um die Ohren, treibt aber die Wolken von der Küste landeinwärts, so dass wir - entgegen der Wetterprognosen - im Sonnenschein laufen. Der Weg - nach einem steilen und gut fordernden Kletterabschnitt - verläuft erst sanft und breit, verengt sich aber bald und wird zu einem schönen Wanderpfad mit wirklich schönen Ausblicken auf die Küste, die hinter jeder Biegung warten.
Dann liegen die ersten Bäume quer über dem Weg. Die Markierungen hören auf, bzw. sind übermalt und der Pfad wird enger, mit steileren Stufen zwischendrin. Dann kommen die ersten Geröllfelder auf und Abbrüche unterhalb des Weges, woran sich gut erklären lässt, was „ausgesetzt" heißt, wenn es um einen Weg geht. Die ersten Zweifel kommen auf, ob der Übergang zu schaffen ist. Schließlich das Ende: Ein Steilstück mit einem Felsabsturz über gut 100m bis zum Meer hinunter, dazwischen weder Baum noch Geröll: Man sieht direkt auf das dunkel-blaugrüne Wasser hinab, während man über die Greif- und Tritteisen die nächste Stufe erklimmt.
Für die Gesamtheit unserer Gruppe ist das dann doch zuviel des Guten und statt einer Wanderung um das Cap Morgiu wird eine Ziel-Rückkehr-Wanderung zur Calanque L'Oeil de Verre (für Nicht-Franzosen: das Glasauge) daraus, eine anstrengende und fordernde, aber absolut schöne Wanderung.
Nur das Küchenteam - heute Ralf und Friedrich - muss nochmal ran, als wir wieder wohlbehalten im Quartier zurück sind. Zum Tagesabschluss gibt's ein Nachtmahl vom Feinsten und wir sind verhältnismäßig früh in der Falle.
Montag, 10.05.2010
Nee, wat is' dat anstrengend am Strand zu liegen! Heute hatte aber auch gar keiner mehr Lust, sich anzustrengen, dazu das warme schöne Wetter, der nun absolut wärmste Tag der Tour und schon lagen'se am Strand, die Boschte. Deswegen gibt's auch nicht viel zu erzählen. Wir haben uns auspendeln lassen.
Die Wohnungsabnahme verläuft ohne Probleme. Am Abend gibt's noch ein Abschlussessen in der Pizzeria "La Girandole", bei der die Pizza sehr gut ist. Sie liegt in einem der kleinen Gässchen nahe dem Hafen.
Dienstag, 11.05.2010
Schluss is'! Nach einem Schnelldurchlauf besteigen wir den Bus zum Bahnhof (zum ersten Mal und vor allem wegen des größeren Gepäcks). Die Anschlüsse laufen prächtig ab, obwohl ein Zug, den sich Dieter ausgeguckt hatte, offenbar nicht mehr existent ist. Macht nichts - es gibt noch einen anderen und wir haben ja jede Menge Zeit.
Zusammenfassend haben wir auf dieser OLD MEN WALKING TOUR (oder passend zu Fronkraisch: Tour de vieux hommes marchant) drei gute Touren hingelegt, zwar etwas weniger als bei anderen Touren, dafür sehr lohnend.
Und Dieter hat schon eine Idee für's nächste Jahr ...
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