World Scout Jamboree
Den meisten Menschen ist mittlerweile klar, dass Pfadfinden nicht nur Wandern und am
Lagerfeuer sitzen bedeutet.
Gerade die Internationalität ist besonders wichtig, wenn man von den Erfahrungen spricht, die ein Pfadfinder im Laufe seines Lebens gemacht hat. Zu beachten ist hierbei, dass es keine andere Jugendbewegung auf der Welt gibt, welche so vorurteilsfrei gegenüber Herkunft, Religion oder Kultur ist! "Als PfadfinderIn habe ich alle Menschen als Freund und alle Pfadfinder als Geschwister." Pfadfindergesetz DPSG
Ein besonderes Erlebnis ist im Bezug zu den oben genannten Punkten das "World Scout Jamboree". Doch was ist dieses "World Scout Jamboree"?
Nüchtern betrachtet ist dies ein Lager, welches alle 4 Jahre irgendwo auf der Welt stattfindet. Dabei kommen Pfadfinder aus der ganzen Welt zusammen und verbringen dort ein ca. 2-wöchiges Lager und ein Pfadfinder kann nur einmal in seinem Leben als Teilnehmer mitmachen. Das Jamboree steht in langer Tradition und ist unter der Leitung von Lord Robert Baden Powell, der Gründer der Weltpfadfinderbewegung, das erste Mal durchgeführt wurden.
Auch die große Deutsch-Französische Freundschaft unter den Pfadfindern gründet auf diesem Lager. Denn nach dem 2. Weltkrieg war es den Deutschen untersagt daran teilzunehmen und die Franzosen haben von innen heraus die Zäune eingerissen, um Deutsche Pfadfinder herein zu lassen. Doch dazu später mehr!
Unser World Scout Jamboree 2011
Schweden sollte der Austragungsort dieses Lagers sein. Als Lagerplatz wurde ein Gelände in der Nähe von Kristianstadt ausgesucht. Die Funktionalität dieses Ortes wurde bereits ein Jahr zuvor durch ein Schwedisches Nationallager getestet.
Schon ca. drei Jahre vor der Auftaktveranstaltung, also bei Beginn der Planungsphase, kristallisierte sich heraus, dass dieses Jamboree mit zu den größten zählen wird, die jemals stattgefunden haben.
Allein das DPSG-Kontingent wies bei der Abfahrt nach Schweden rund 1200 Teilnehmer auf!
Begonnen hat unsere Fahrt mit dem Vorlager in Tydal. Hier trafen sich alle Teilnehmer aus dem DPSG-Kontingent um sich dort gemeinsam auf das Erlebnis Jamboree einstimmen zu können. Wir trafen Pfadfinder aus der gesamten Bundesrepublik. Hier übten wir uns in Gesängen und setzten uns mit der Kultur als Deutsche und wir ganz besonders mit dem Rheinland und unserer Diözesanheimatstadt Köln auseinander. Wir waren schließlich der "Trupp Heinzelmännchen"!
Am letzten Abend des Vorlagers gab es noch ein Abschlusskonzert und die Trupps fuhren nach und nach in Buskolonnen in Richtung Schweden.
Wir überfuhren die Brücke von Dänemark nach Schweden genau bei Sonnenaufgang. Ein wunderschönes Vorzeichen für ein grandioses Abenteuer, welches auf uns wartete. In tiefe Nebelschwaden gehüllt lag das Anreisezentrum vor uns. Das wirklich große Empfangszelt mit vielen Computerterminals, welche einem Flughafenabschnitt ähnelten, machte uns bewusst, wie groß das Lager werden sollte.
Nach der Anmeldung stieg ein Lotse mit in unseren Bus ein, um uns zu dem richtigen Abladeplatz zu leiten. Er erzählte uns voller Begeisterung wie schön und groß der Zeltplatz sei. Jedoch mussten wir uns wegen der bereits beschriebenen Nebelschwaden auf seine Meinung verlassen.
Angekommen, stand bereits ein schwedischer Trupp bereit - dazu muss man sagen, dass ein Trupp auf 40 Personen genormt ist - um uns beim Ausladen und dem Gepäcktransport zu helfen.
Das war auch nötig, denn hätten wir unsere Sachen alleine tragen müssen, so hätten wir die 30 Minuten Weg zweimal machen müssen und hätten alleine 2 Stunden gebraucht, um nur unser Privatmaterial an Ort und Stelle zu bringen.
Am Platz angekommen wurde uns eine Sorge mehr genommen. Unsere zwei Transportkisten, welche wir rund einen Monat vor Reisebeginn losgeschickt hatten - beide wogen ca. 500kg - befanden sich genau an der Stelle, an der wir unsere Zelte aufschlagen sollten.
Der nächste Programmpunkt war die Eröffnungsveranstaltung. Hierzu zogen wir zu der großen Bühne vor welcher alle Teilnehmer Platz fanden. Bear Grills, der Leiter der englischen Pfadfinder, übergab die Weltbundflagge an zwei schwedische Pfadfinder. Denn das letzte Jamboree hatte in England stattgefunden.
Außerdem wurde für jedes Land aus dem Teilnehmer erschienen sind eine Flagge aufgestellt. In diesem Jahr sind es 143 gewesen! Auch die Anzahl der Teilnehmer wurde uns vor der Bühne erst so richtig bewusst! Es sind schlussendlich fast 50.000 Menschen gewesen, welche mit uns dort zusammen gelebt haben.
Darauf folgten jeden Tag die verschiedensten Aktionen:
Wir haben uns mit der Umwelt und ihren Problemen beschäftigt. Vor allem ging es um die von Menschenhand verursachten Schäden und die Zunahme von Umweltkatastrophen durch den Klimawandel.
Ein besonderes Erlebnis war auch der oben angesprochene Deutsch-Französische Gottesdienst. Trotz wirklich strömenden Regens hatten sich alle französischen und deutschen Trupps vor einer der Nebenbühnen versammelt. Auch wenn wir bis auf die Unterhose nass geworden sind war es doch eine tolle kulturelle Erfahrung.
Ein Tag stand unter dem Motto: "Global Village". Wir kreierten eine eigene Kultur, mit Regeln und Verhaltensweisen. Diese mussten sich dann mit anderen verständigen und deren Eigenarten akzeptieren. Eine besondere Ehre war es für uns am Deutschen Empfang die DPSG mit unserem Karnevalszug repräsentieren zu dürfen. Hier schauten uns die Leiter aller anderen Kontingente zu!
Ganz besonders toll war der "Cultural Festival Day"! Tags über kochte jeder Trupp Essen aus seiner Heimat. Wir nahmen uns vor wirklich alles Angebotene zu probieren. Was nicht immer ein Genuss war ... Bei uns erhielt man Reibekuchen, Schwarzbrot und selbst gemachte Mutzen.
Anschließend gingen alle in einer riesigen Karnevalsprozession zur großen Bühne und wir hatten dabei jede Menge Spaß. Besonders das Kamelle werfen und die anschließenden Konzerte. Mit 50.000 Menschen total verrückt abzappeln.
Ein besonderes Konzept bei diesem Jamboree war das Camp in Camp. Hierzu setzten wir uns in Patrols (9 Teilnehmer und ein Leiter) in bereit stehende Busse und fuhren mit anderen Patrols aus anderen Ländern irgendwo hin. "Irgendwo hin" trifft es ganz gut, denn wir wussten wirklich nicht wo es hin ging oder was wir dort machen würden. Wir hatten nur Essen bis zum nächsten Tag und von Regensachen bis zu der Badehose alles dabei.
Manche von uns fuhren Kanu auf einem See, andere entdeckten die Wälder Schwedens und machten Rast bei guten Freunden des Schwedischen Königs.
Der letzte Programmtag für uns hatte mal weniger tiefgründige Themen. Hier durften wir auf einem großen Parcours laufen und bei Teamspielen uns austoben.
Der Abschluss wurde vom schwedischen König selber (auch Pfadfinder) gemacht und die Weltbundflagge an die Japaner übergeben, welche in 4 Jahren das nächste Jamboree ausrichten werden. Das zweite "krönende" Ende bildete ein Konzert der Band Europe und ein unvergessliches Feuerwerk in strömendem Regen.
Nach ca. 4 Stunden Abbauen und zweimaligen zum Bus laufen (eine Strecke eine halbe Stunde) setzten wir und dann wieder in Bewegung Richtung Heimat. Es bleibt ein unvergessliches Erlebnis mit vielen neuen nationalen und vor allem internationalen Freunden und jeder Menge Spaß!!!
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