Hanukkah-Trip 2013: Hike in the desert!
(Tagebuchaufzeichnungen: Yannik)
Vom 29.11. bis 06.12. waren wir mit drei Rovern und unserem Leiter eingeladen, eine Leiterexkursion von Israelischen Pfadfindern zu begleiten. Wir wohnten in Gastfamilien und wanderten vier Tage lang durch die Negev Wüste. Danach besuchten wir Tel Aviv und Jerusalem.
Leiterfahrt? Ja! Da in Israel alle 18 Jährigen (Männer und Frauen) zum Militär müssen, leiten die Israelis bereits ab 15 Jahren. Dementsprechend lagen wir teilweise, obwohl es eine Leiterfahrt war, über dem Altersdurchschnitt.
Freitag, 29.11.
Von überall her waren wir angereist an diesem Tag, um unsere Reise nach Israel gemeinsam am Nievenheimer Bahnhof beginnen zu lassen. Dieter und Miriam aus Nievenheim, Denja aus Dormagen-Mitte und Yannik, ohne die Nacht überhaupt geschlafen zu haben (da er den Zug spät nachts nehmen wollte, um dann festzustellen dass spät nachts gar kein Zug mehr fährt), aus Bonn.
Um 10 Uhr nahmen wir also den Zug Richtung Düsseldorf Flughafen, um von dort aus mit Pegasus Airlines über Istanbul nach Tel Aviv zu fliegen. In Istanbul gönnten wir uns ein kurzes Frühstück bei der Fast-Food Kette unseres Vertrauens, die wir hier aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht nennen können (Tipp: Nur der King speist da!). Danach begaben wir uns zum Abflug-Gate. Dort angekommen hatten wir noch einige Stunden zu vertreiben. Zu unserer großen Ernüchterung gab es nicht mal Free-WiFi, so dass wir uns die Zeit mit Gitarre spielen und Singen vertreiben mussten, zur großen Freude aller anderen Mitreisenden.
Endlich, um 00:30 Uhr, landeten wir in Tel Aviv und wurden dort herzlichst von den israelischen Scouts und Dieters israelischen Arbeitskollegen empfangen (wie immer musste Dieter seine selbst gezüchteten Insekten in andere Länder exportieren!). Danach wurden wir in unsere vier Gastfamilien aufgeteilt und fuhren zu ihnen nach Hause.
Samstag, 30.11.
Am Samstag begann unser Hike in der Negev Wüste. Deswegen trafen wir uns bereits um 9:30 Uhr am Scout Center in Kiryat Ono um dort die Busse zu packen und unsere Reise zu beginnen.
Genau wie bei uns konnten wir den Zeitplan selbstverständlich nicht einhalten, und fuhren statt um 10:30 Uhr erst um 11:15 Uhr los. Nach ca. der Hälfte der Busfahrt hielten wir an einer Raststätte und wir mussten feststellen, dass es wirklich, wirklich sehr warm war. Während der Busfahrt knüpften wir auch erstmals Kontakte zu allen anderen Scouts, die uns direkt Flirttipps auf Hebräisch gaben (Ist dein Vater ein Gärtner...?), uns Lieder beibrachten, oder Lieder von uns lernen wollten.
Um 14:00 Uhr erreichten wir unser erstes Basecamp in der Negev Wüste. Es wurden die Zelte aufgebaut und Gruben für Kochstellen ausgehoben. Yannik buddelte und hackte wie ein Weltmeister, immer wenn er sich von den Gruben entfernen wollte, bettelten die Israelis er solle doch weiter "helfen". Genau genommen hieß das: Alleine weiter buddeln. Vielleicht war Yannik dem russischen Straflager um Haaresbreite entkommen, diese Arbeit stand ihm jedoch in nichts nach.
Als endlich alles fertig aufgebaut war, spielen wir das "Rape"-Spiel. Genau. Das "Vergewaltigungs"-Spiel. Wir scherzten, dass wir dieses Spiel auch mal mit unseren Kleinsten Spielen könnten. Es stellte sich dann aber unspektakulärer heraus als vorerst angenommen.
In der Mitte saß ein Junge oder ein Mädchen auf dem Boden. Alle anderen saßen im Kreis um diese Person. Jedem Jungen wurde ein Buchstabe, jedem Mädchen eine Zahl zugeteilt. Dann wurden ein Buchstabe und eine Zahl gerufen. Saß ein Mädchen in der Mitte, musste der Junge versuchen, dieses auf die Wange zu küssen. Das Mädchen welches ebenfalls aufgerufen wurde, musste versuchen dies zu verhindern, indem sie dem Jungen auf die Wange küsste. Saß ein Junge in der Mitte gestaltete sich alles genau anders herum.
Gegen 17:15 Uhr begannen wir mit dem Kochen. Da wir nur ein kleines Lunch-Paket dabei hatten und das Frühstück auch schon einige Zeit zurück lag, waren wir schon wieder hungrig. Wir halfen eifrig mit, die Hähnchen zu befüllen oder den Salat zu schneiden. Nebenbei lernten wir uns weiter, und auch die Hebräische Sprache, kennen. So unterrichtete Jonatan Yannik die wichtigsten Dinge die Mann wissen musste. "Isha, mitbach!" (Frau, Küche!) war eine davon. Yannik erprobte diesen Satz, wenn auch unfreiwillig und erzwungen, direkt an Shani, die daraufhin "Ohhhh! No chicken for you!" entgegnete. Selbstverständlich unterrichteten wir auch Jonatan in "wichtigen", deutschen Sätzen.
Das erste Lager ist aufgebaut: morgen wird es ernst!
Essen gab es dann, leicht verspätet, um 22:15 Uhr.
Es gab Reis, Reibekuchen, Salat und ein Hähnchen. Unseres war leider voller Sand und daher für uns ungenießbar. Nicht aber für die Israelis. Inzwischen war es auch dunkel und damit auch kühler geworden. Die Israelis hatten uns im Vorhinein darauf hingewiesen und uns gebeten, warme Sachen mitzubringen. Während die Israelis also mit dicker Jacke, Handschuhen und Mütze dasaßen, und nichts desto trotz am Zittern waren, genossen wir unser Abendessen im Pullover und Jeans. Es waren immerhin noch immer um die 10 Grad.
Nach dem Essen wurde das Lager dann offiziell durch Gesang und Tanz (primitiven Tanz) eröffnet. Der Stamm feiert sich eine halbe Stunde lang selber, zusammen mit allen anderen Stämmen. Alle Stämme wollten sich somit gegenseitig überbieten, was in einem riesigen, lauten Spektakel endete. Zu guter Letzt wurde noch Hannukah gefeiert, danach gingen alle schlafen. Fast! Für alle wurde die alle 15 Minuten wechselnde Nachtwache zum Ende jeglichen Schlafes.
Sonntag, 01.12. - Hike: Nahal Hatzatz - Nahal Druch. Ü in Hod Akev
Lange konnten wir sowieso nicht schlafen. Bereits um 4 Uhr am nächsten Morgen standen wir auf, um die Zelte abzubauen, unser Material und Gepäck in den Containern zu verstauen und den Platz zu säubern. Das dauerte teilweise länger als es hätte dauern müssen und die Arbeitsanweisungen wurden nur auf Hebräisch ausgegeben, so dass wir auf dem kalten Sandboden weiterschlafen konnten.
Endlich brachen wir dann zur Wanderung auf. Es gab viele Pausen, in denen wir Kennenlern- und Klatschspiele spielten. Ansonsten passierte an diesem Tag nichts Spektakuläres, ausgenommen von der spektakulären Landschaft.
Um 16:00 Uhr erreichten wir unser neues Nachtlager. Yannik war aufgrund des mangelnden Schlafes, der letzten und vorvorletzten Nacht komplett geschafft, beteiligte sich zu keiner Sekunde am Aufbau, sondern legte sich direkt schlafen. Pünktlich zur Vorbereitung (ja! Nicht erst zum Essen!) half aber auch er wieder mit. Dieses Mal gab es Nudeln mit Hähnchenstreifen. Dazu so wie immer Salat und eine traditionelle Zwiebelsuppe. Wir waren überrascht, was für ein Gourmet-Menü sich die Israelis für dieses Lager ausgedacht hatten.
Zwischen der Vorbereitung und der Einverleibung des Abendessens traf man sich immer wieder am Lagerfeuer. Dort wurde erzählt, gelacht und gesungen, sowohl auf Hebräisch oder Englisch als auch in Deutsch. Natürlich verbesserten wir auch wieder unsere Hebräisch- bzw. Deutschkenntnisse.
Abends gab es, genau wie am Abend davor, die Feier. Während Yannik sich bereits direkt nach Wanderung erholt hatte und somit noch an dieser Feier teilnehmen konnte, zogen sich Miriam und Denja ins Zelt zurück und schliefen.
Montag, 02.12. - Hike: Hod Akev. Ü in Sde Zin
Und wieder ging es um 4 Uhr los. Dieses Mal brauchten die Israelis sogar noch länger für alle Aufgaben, so dass wir ohne Frühstück loszogen, und dies auf dem Weg nachzuholen.
Den genauen Sinn dahinter verstanden wir nicht ganz, denn das Argument: "Wir haben keine Zeit mehr", fanden wir relativ unverständlich. Zeit spart man gar nicht, dachten wir uns, man darf nur die ganze Zeit den Müll mit durch die Wüste schleppen, oder besser: die Israelis durften das.
Nach ca. einer halben Stunde lagerten wir um zu frühstücken. Während der Wanderung wurde weiter Hebräisch und Deutsch gelernt, natürlich nur lustige Sachen. Außerdem hatten wir einen kurzen Exkurs ins Niederländische, "neuken in de keuken". Eigentlich sollten wir laut Plan an diesem Tage 15 km wandern, tatsächlich belief es sich nachher auf um die 20 km. Allerdings kamen wir an diesem Tag viel früher am Zeltplatz an als am Tag davor, obwohl wir weiter gelaufen waren. Schon um 14:30 Uhr waren wir am Zeltplatz.
So wie immer wurden die Zelte aufgebaut und danach mit der Vorbereitung des Abendessens begonnen. Dieses Mal gab es Burger mit Bratkartoffeln und Salat. Gleichzeitig wurde ein Lagerfeuer entzündet, allerdings ohne die Oberleiter zu fragen. Daher mussten wir das Feuer wieder löschen. Das verwunderte uns etwas, immerhin werden den Leitern Kinder anvertraut, ein Feuer zu machen, wird ihnen aber nicht zugetraut, vor allem, da das Risiko eines Brandes in einer Wüste äußerst gering ist.
Nach dem Abendessen konnten wir dann endlich wirklich ein Lagerfeuer machen, an dem wieder gesungen und gequatscht wurde. Danach gab es, wie jeden Abend, wieder die Feier.
Dienstag, 03.12. - Hike: Tzror Mountain
Wie immer mussten wir um 4 Uhr aufstehen. An diesem Morgen war uns sogar ein Frühstück im Lager, und nicht erst während der Wanderung, vergönnt.
Unsere heutige Route konnte man allerdings nicht als Wanderung bezeichnen, vielmehr als eine heikle Kletterpartie, zur großen Freude aller. So erklommen wir vom Tal aus einen Berg, den wir dann auf der anderen Seite wieder herabstiegen.
Gegen 12 Uhr erreichten wir dann das letzte Camp. Als erstes hieß es hier dann entspannen, denn wir mussten noch auf alle anderen Gruppen warten. Um uns die Zeit zu vertreiben, erzählten wir Geschichten und unterhielten uns darüber, was uns wichtiger ist: "Unser Land, unsere Religion, unsere Welt". Dabei kam es zu vielen verschiedenen Auslegungen. Jeder der drei Standpunkte war für Irgendwen am wichtigsten, was uns etwas überraschte.
Nach der gemeinsamen Abschlusszeremonie und gefühlt tausenden Fotos ging es dann mit dem Bus zurück zum ScoutCenter in Kiryat Ono.
Mittwoch, 04.12.
Mittwochmorgen wurde erst mal ausgeschlafen. Danach trafen wir uns alle (außer Dieter) an einer Bushaltestelle direkt neben dem Shopping Center um nach Tel Aviv zu fahren.
In Tel Aviv besuchten wir einen Markt und eine Einkaufsstraße und aßen in einem Burger Restaurant zu Mittag. Selbstverständlich vielen wir direkt als Deutsche auf, was auch an unseren lauten Organen lag, denn wir hatten uns während der Busfahrt viel aus unseren Gastfamilien zu erzählen.
Dieter fuhr zu einem Treffen mit dem früheren Bürgermeister Doron Karp, der sich in Kiryat Ono weiterhin um die Freundschaft mit Dormagen kümmert und der Städtepartnerschaftsbeauftragten Riki Gliner. Zusammen mit Dor, Zachi und Amit von den israelischen Pfadfindern wurden Möglichkeiten eines zukünftigen Austausches diskutiert.
Am Abend wechselte Yannik noch seine Gastfamilie, da Itai leider keine Zeit mehr für ihn hatte.
Donnerstag, 05.12.
Am Donnerstag trafen wir uns früh morgens, diesmal wirklich alle, und fuhren mit dem Bus und unserem Reiseführer Thoma nach Jerusalem. Nach mehrmaligem Umsteigen, erreichten wir endlich Jerusalem. Von dem Bus Depot ging es dann mit der Straßenbahn weiter zum Jaffa-Gate, hinter dem sich der muslimische Teil von Jerusalem befindet.
Wir waren überwältigt von den Stadtmauern und den engen Gassen mit kleinen Souvenir Shops. Es war genau so wie wir es aus Filmen kannten. Zu unserer großen Überraschung trafen wir auch kaum Sicherheitskräfte an (nur zwei Soldaten!), die Sicherheitskontrollen dienten mehr dem Auge als der tatsächlichen Sicherheit, und alle Menschen waren sehr freundlich.
So trafen wir unter anderem einen Muslim, der in Köln Germanistik studierte und mit dem wir uns direkt auf Deutsch unterhalten konnten. Natürlich wollte er uns irgendetwas aus seinem Laden verkaufen. Wir sprachen mit ihm auch über das Zusammenleben der Religionen, er selber vertrat dabei eine ebenso liberale Haltung wie wir.
Nach diesem positiven Gespräch begaben wir uns auf den Weg zur Klagemauer. Dort ließen wir es uns natürlich nicht nehmen ganz nah heran zu gehen. Frauen und Männer mussten allerdings von verschiedenen Seiten zur Mauer gehen und trafen sich nur in der Mitte, getrennt durch einen Zaun. An der Klagemauer wurde gebetet, mal mehr, mal weniger fanatisch, aber auch gesungen und gefeiert. So wurden wir Zuschauer mehrerer Bar Mitzwas, immer wieder wurden wir auch angesprochen.
Verlaufen konnte man sich in Jerusalem gut, das mussten wir leider auch feststellen. Dementsprechend konnten wir nach unserem Besuch allerdings behaupten, wir wären überall mal gewesen, wenn auch ungewollt.
Nach einem Mittagessen, zu dem wir unseren Reiseführer natürlich einluden, gingen wir dann zur alten römischen Handelsstraße. Dort wollten Denja und Miriam ihr Rover Versprechen ablegen. Da leider nur Yannik als Rover dabei war, der sein Versprechen bereits abgelegt hatte, musste Yannik beide Versprechen abnehmen. Zuvor hatte sich Denja aber mit ihrem Versprechenspaten Arndt über Facebook beraten und auch er nahm ihr das Versprechen, wenn auch nur digital, ab (warum auch nicht?).
Abends ging es dann wieder zurück mit dem Bus nach Kiryat Ono, wo wir unsere letzte Nacht verbrachten, am nächsten Morgen ging es zurück nach Deutschland.
Freitag, 06.12.
Am Morgen fuhren wir mit mehreren Autos zum Flughafen um dort unseren Rückflug anzutreten. Schon vorher wurde uns sowohl von Dieter, als auch von unseren Gastfamilien, gesagt, dass wir mit strengen Kontrollen rechnen müssen.
Nachdem wir uns von unseren Freunden verabschiedet hatten, betraten wir also den Flughafen. Direkt am Eingang musste man sein Reisegepäck scannen lassen. Bei Miriam und Yannik wurden "auffällige Gegenstände" entdeckt, weswegen beide ihr gesamtes Gepäck ausräumen mussten. Während Yannik allerdings positiv überrascht war, die Frau entschuldigte sich gefühlt eine viertel Stunde lang und fragte ihn am Ende sogar, ob sie ihm helfen könnte, die Tasche wieder einzuräumen, war Miriam weniger begeistert über die Kontrolle.
Positiv überraschte uns des Weiteren, dass man während der Kontrolle keineswegs von seiner Gruppe separiert wurde, sondern die anderen Mitglieder der Gruppe ebenfalls mit zum Tisch kommen durften um bei der Beantwortung von Fragen zu helfen, oder einfach nur um dabei zu sein.
Da Miriam und Yannik einmal aufgefallen waren, mussten beide natürlich auch zu einer ausgiebigen Handgepäckskontrolle. Auch hier fielen die Mitarbeiter angenehm freundlich auf.
Letzten Endes saßen wir dann endlich im Flugzeug nach Istanbul, von dort ging es nach einem kurzen Aufenthalt und einer Stärkung bei den örtlichen Fastfood Ketten, zurück nach Deutschland.
Ob wir wiederkommen? Das betrachten wir mal als eine rhetorische Frage!
Mit der Fragesstellung haben wir uns inzwischen auseinandergesetzt und sind zu diesem Ergebnis gekommen: Für 2014 laden wir die Pfadfinder aus Kiryat Ono zu uns nach Deutschland ein!
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