KIRYAT ONO SCOUTS GO GERMANY
... unter diesem "Arbeitstitel" standen unsere Pfadfinder und Rover mit den Scouts aus Kiryat Ono über WhatsApp und Facebook in Verbindung, seit die Teilnehmer der israelischen Pfadfinder für unser Sommerlager 2014 feststanden. So konnten wir uns gegenseitig schon vor dem Treffen kennenlernen und über das Programm informieren, Essensgewohnheiten und die Unterbringung in den Gastfamilien absprechen und noch vieles mehr.
Die Partnerschaft zu Pfadfindern aus Dormagens israelischer Partnerstadt Kiryat Ono besteht schon seit 2004, doch erst 2013 reisten einige Rover zum Hanukkah-Fest nach Israel und nahmen dort unter anderem an einer viertägigen Wanderung durch die Negev-Wüste teil. Nun hatten wir 15 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren mit ihrer Leiterin zum Gegenbesuch eingeladen. Für den zweiwöchigen Besuch haben Pfadis und Rover ein vielfältiges Programm zusammengestellt, dabei auch Vortouren an Rhein und Mosel unternommen, vieles vorbereitet und Aufgaben verteilt.
Der Anfang Juli ausgebrochene Krieg zwischen Israel und Gaza und eine zwischenzeitliche Sperrung des Flughafens in Tel Aviv beunruhigte beide Seiten sehr und war auch oft Thema in der Kommunikation über das Internet. Bis zum Schluss waren sich alle nicht sicher, ob die Begegnung stattfinden kann.
Kurz vor dem geplanten Abflug posteten die israelischen Pfadfinder ein Gruppenfoto: Sie waren in Tel Aviv am Flughafen, alles verlief planmäßig. Spät am Abend konnten wir sie dann am Düsseldorfer Flughafen begrüßen. Nach der gemeinsamen Fahrt mit der S-Bahn kamen sie nach Mitternacht in ihren Gastfamilien an.
Am Sonntag trafen sich alle zum Gottesdienst in unserer Pfarrkirche St. Gabriel. Ziel unseres Treffens sollte ja werden, Unterschiede und Gemeinsamkeiten unserer Kulturen herauszufinden. Unser Glaube ist zwar unterschiedlich, aber auf Gemeinsamkeiten stießen wir, als wir die Lesung aus dem fünften Buch Mose in deutsch und hebräisch vortrugen: Es ist das Schma Israel, zentraler Bestandteil des jüdischen Gebetes.
Danach fuhren wir nach Düsseldorf, verschafften uns zunächst einen Überblick über die Stadt vom Fernsehturm aus und brachen dann in drei Gruppen zu einer Rallye auf, die die Pfadfinderstufe vorbereitet hatte.
Am späten Nachmittag stießen auch noch Dinara und Dimitrii aus Kaluga zu uns, mit denen wir schon drei deutsch-russische Begegnungen durchgeführt hatten. Sie wollten mit uns ein paar Tage verbringen.
Abends besuchten einige unserer Pfadis und Rover mit ihren Gästen das Schützenfest in Stürzelberg und zeigten ihnen rheinisches Brauchtum.
Am Montag starteten wir mit gepacktem Anhänger mit Zeltmaterial und dem kompletten Gepäck. Treffpunkt war zunächst der Nievenheimer Bahnhof, von dort aus ging es, allerdings nur mit Tagesrucksäcken, per Bahn nach Köln, das Vorbereitungsteam fuhr mit dem schweren Material in die Unterkunft nach Bonn.
Die Kölnrallye war von den Rovern vorbereitet worden. So erkundeten wiederum drei gemischte Gruppen Köln und hatten dabei verschiedene Aufgaben zu lösen. Highlights waren dabei sicher der Dom, die Fahrt mit der Seilbahn über den Rhein und der Blick von der Aussichtsplattform auf Köln und die Umgebung. Der Renner war aber ganz eindeutig die Einkaufsmeile, besonders für die israelischen Pfadfinderinnen.
Allerdings wird den Pfadfindern aus Dormagen und Kiryat Ono noch etwas anderes in Erinnerung bleiben: Beim Rückweg vom Aussichtsturm zum Bahnhof brachten sie ein Schloss an der Hohenzollernbrücke an und bestimmten die Leiter beider Gruppen dazu, die beiden Schlüssel als Zeichen der Freundschaft in den Rhein zu werfen.
Nach der Kölnrallye fuhren beide Gruppen nach Bonn, wo sie in einem Pfadfinderheim übernachten konnten.
Am Dienstag besuchten die Pfadfinder das Haus der Geschichte. Nach einem Einkauf im Haribohaus fuhr die Gruppe mit der Bahn an den Mittelrhein nach Rhens. Ein ausgiebiger Fußmarsch zur nächsten Unterkunft stimmte auf die nächsten Tage ein, die mehr in der Natur stattfinden sollten.
An der Unterkunft angekommen, wurde für unsere Gäste ein WLAN-Hotspot geschaffen, denn sie genossen zwar die Tage ohne Alarm und Gefahr, wie sie derzeit in ihrer Heimat herrschten, waren aber doch sehr beunruhigt und wollten wissen, wie es ihren Verwandten und Freunden geht. An diesem Abend gab es keine schlechten Nachrichten, so konnten sie entspannt mit allen gemeinsam kochen und den Tag bei Gesang zur Gitarre am Lagerfeuer ausklingen lassen.
Der Mittwoch wurde sportlich. Die Roverinnen Denja und Miriam hatten sich nach einer Vortour für den Klettersteig bei Boppard entschieden. Nachdem sie ihre Gruppe aus beiden Nationen zusammengestellt hatten, wurden die Teilnehmer mit Klettersteigsets ausgestattet und in deren Benutzung eingewiesen.
Der anspruchsvolle Steig war anstrengend, aber alle hatten ihn gemeistert und bei den einzelnen Passagen gut zusammengearbeitet. Der Rastplatz belohnte alle nach dem anstrengenden Stück mit einer wundervollen Aussicht auf den Rhein. Dort saß die Gruppe auch noch lange bei gemeinsamen Gesprächen.
Vom Pfadfinderzeltplatz nahe Rhens am Rhein aus unternahm die Gruppe noch weitere Ausflüge. Eine Wanderung verlief auf dem Traumpfad, eine Gruppe fuhr mit dem Schaufelradschiff auf dem Rhein von Rhens nach Boppard, um danach den Klettersteig zu meistern, eine dritte Gruppe fuhr nach St. Goar zur Burg Rheinfels.
Unseren israelischen Freunden gefielen diese Touren besonders, da sie die grüne, bergige und feuchte Landschaft aus ihrer Heimat gar nicht kennen.
Am Freitag wollten wir vom Rhein an die Mosel wechseln. Dazu bildeten wir drei Gruppen. Eine kümmerte sich um den Abbau des Lagers und um den Materialtransport zu unserem Moselzeltplatz in Alf. Die beiden anderen Gruppen wanderten auf verschiedenen Routen zu ihrem neuen Standlager an der Mosel.
Eine Gruppe wanderte durch die Ehrbachklamm bis zur Mosel, um dann mit der Bahn bis Bullay zu fahren.
Die andere Gruppe fuhr bis Moselkern und wanderte von dort zur Burg Eltz und dann weiter nach Treis-Karden. Von dort ging es dann auch für diese Gruppe mit dem Zug bis Bullay.
An diesem Tag übernahmen die Pfadfinder aus Kiryat Ono die Planung des Abends, um uns ihre Kultur näherzubringen. Für Kiddusch kauften sie für ein köstliches Abendessen ein und kochten für uns. Die Mädchen zündeten Kerzen an, dann wurde zusammen gebetet, um den Shabbat mit Beginn des Sonnenuntergangs als einen besonderen Tag zu beginnen. - "Shabbat shalom"
In der Nacht begann es fürchterlich zu regnen, doch die Zelte hielten weitgehend den Wassermassen stand. Der Shabbat meinte es dann aber wieder gut mit uns, die Wolken verzogen sich und die Sonne kam hervor. So konnte die Gruppe zu einer Wanderung über Burg Arras nach Pünderich aufbrechen, wo 8 Kanus für eine 20 Kilometer lange Tour über die Mosel bis nach Ediger-Eller für die Gruppe bereit standen.
Dabei hatten die Pfadfinder viel Spaß. Die Tour war sehr anstrengend, deshalb fielen am Abend alle schnell in ihre Schlafsäcke.
Der nächste Tag begann mit Regen, dann klärte es sich aber auf und der nächste Programmpunkt "Weinfest in Ediger" konnte durchgeführt werden. Der geplante Umzug, bei dem wir die ortsansässigen Pfadfinder unterstützen wollten, wurde dann doch wegen starkem Regen abgesagt, so dass wir gleich ins Festzelt zogen, um Weinkönigin Kathi, ebenfalls eine Pfadfinderin, zu treffen und an der traditionellen Feier teilzunehmen.
Montag stand nach dem Frühstücken schon wieder der Abbau des Lagers an. Alles wurde verpackt, der Vortrupp brach mit den 2 Bullis auf, der Rest wurde von einem Bus zu unserem Zeltplatz im Grind gebracht. Mit dem Aufbauen waren wir ja schon in Übung, so dass alles recht zügig stand.
Am Dienstag empfing uns Bürgermeister Erik Lierenfeld im Historischen Rathaus. Der Vorsitzende der Partnerschaftsvereins Dormagen-Kiryat Ono, Uwe Schunder, und Kulturbüroleiter Olaf Moll führten sie anschließend zu den "Stolpersteinen" und dem jüdischen Friedhof in Dormagen.
Als alle nach einer Wanderung über Zons wieder im Lager ankamen, hatte der Freundeskreis bereits für alle gekocht.
Mittwoch stand mal NICHTS auf dem Programm. Nur Lagerleben, Ausspannen, Slackline, Gesichtsmasken, Gespräche, Lagerfeuer. Am Donnerstag sollte wieder alles abgebaut und ins Lager gebracht werden, danach Schwimmen und Segeln auf dem Strabi bevor es in die Gastfamilien geht.
Auf den Freitag hatten sich schon viele gefreut: ein Tag im Phantasialand.
Am Abend trafen sich alle zum Pizzaessen im Jugendheim. Im Wölflingsraum haben wir uns dann noch die Bilder der vergangenen Tage angesehen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es wie gewollt ein sehr abwechslungsreiches Lager war, das allen gefallen hatte.
Den Samstag war der "Tag in der Familie" bei dem jeder etwas Besonderes für sich und seinen Gast/seine Gäste ausgedacht hatte.
Sonntag trafen sich wieder alle am Nievenheimer Bahnhof, um gemeinsam zum Flughafen zu fahren. Umarmungen und auch mache Träne zum Abschied zeugten davon, dass zwei gelungene Wochen hinter uns lagen. Am Abend meldeten sich wieder die Smartphones: Die Israelis waren in ihrer Heimat angekommen und bedankten sich nochmals.
... Presseartikel
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Die Begegnung wurde gefördert durch ConAct - Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch und den Partnerschaftsverein Dormagen - Kiryat Ono e. V. |
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